TG/Entstehungsgeschichte

Aus Schäfer SAC
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Anfänge in Karlsruhe

Von 1999 bis 2014 war ich Klinikseelsorger in den St. Vincentius-Kliniken in Karlsruhe. Dort wurde im Jahr 1986 mit der Bestattung der fehlgeborenen Kinder[Anm. 1] in Karlsruhe begonnen. Diese jährliche Bestattung übernahm ich von meinen Vorgängern und baute sie zu jährlich drei Bestattungen auf einem eigenen Grabfeld aus, bei denen auch die Eltern anwesend sein konnten.

Während meiner Tätigkeit als Klinikseelsorger hörte ich immer wieder von Trauernden (nicht nur Witwen und Witwern), wie schwer für sie Weihnachten sei. Der leere Platz eines nahestehenden Menschen wird von ihnen an Weihnachten als besonders schmerzlich erfahren.

Weil ich dies immer wieder von Trauernden gehört habe, entschloss ich mich 2009 zur ersten Trost-Weihnacht. Das Grundmodell dieses Trost-Gottesdienstes mit seinen Stationen lernte ich bei der Teilnahme eines Trost-Gottesdienstes im Jahre 2008 in der Karlsruher Pfarrei St. Stephan kennen. Das eine sprach mich an, anderes konnte ich schlecht nachvollziehen.[Anm. 2] Daher arbeitete ich selbst einen Trost-Gottesdienst aus.[Anm. 3]

Aufgrund der eigenen in St. Stephan gemachten Erfahrungen stellte ich sehr hohe Ansprüche an die von mir ausgearbeiteten Trost-Gottesdienste, von denen ich im Jahr 2009 drei Stück hielt:

  • Palmsonntag und Sonntag nach dem 2.11. für trauernde Eltern[Anm. 4]
  • 26.12. für alle Trauernde[Anm. 5]

Diese drei Termine sind bis zum Ende meiner Tätigkeit in Karlsruhe (2014) geblieben.

Am Ende jedes dieser Trost-Gottesdienste bat ich um schriftliche Rückmeldung in ein bis zwei Sätzen zu diesen Fragen: a) Was hat Ihnen gut getan? b) Was hat Sie gestört? c) Was haben Sie vermisst? Die Rückmeldungen wurden für die Durchführung der nächsten Trost-Gottesdienste berücksichtigt. Somit entstand im Laufe der Jahre eine allgemein für gut befundene Form der Trost-Weihnacht.

Im Jahre 2012 schloss ich die von mir durchgeführten Online-Umfragen ab. In der Auswertung erkannte ich, wie schwer für trauernde Mütter Weihnachten ist und wie wichtig es daher ist, besonders an Weihnachten den Trauernden ein Angebot der Trost-Weihnacht zu machen. Daher fragte ich beim Pustet-Verlag an, ob ich die Texte der Trost-Weihnacht als PDF-Datei frei ins Internet stellen darf, damit auch andernorts diese Trost-Weihnacht in gleicher oder ähnlicher Weise gefeiert werden kann. Diese Erlaubnis erhielt ich. Somit machte ich mich an die Veröffentlichung der Trost-Weihnacht mit allem, was dazu gehört.

Meine Hoffnung ist, dass die Idee der Trost-Weihnacht zumindest in allen Städten aufgegriffen und angeboten wird.
Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. (Jes 40,1)
Hierzu sollten sich alle Seelsorger aufgerufen fühlen und die Form des Trost-Gottesdienstes gerade an den Tagen anbieten, wenn nachweislich die Trauer am größten ist: an Weihnachten.

Die Trost-Weihnacht ist als Wortgottesdienst ausgearbeitet, der keinen Priester benötigt. Wer somit als Priester an Weihnachten in seinen Seelsorgeeinheiten und Pfarrverbänden schon mehr als genug Gottesdienste feiert, muss nicht noch an der Trost-Weihnacht mitwirken. Er kann die Durchführung dieser Trost-Weihnacht seinen pastoralen MitarbeiterInnen überlassen. Er muss als Pfarrer zur Durchführung der Trost-Weihnacht nur die Kirche zur Verfügung stellen. Dem sollte eigentlich nichts entgegen stehen.

Dank: Ich danke dem Pustet-Verlag, dass er mir erlaubt, die in dem Buch "Trauerfeiern beim Tod von Kindern" enthaltene Trost-Weihnacht hier frei ins Internet stellen zu dürfen, damit sie überall gefeiert werden kann, wo Menschen um einen anderen Menschen trauern.

Fortsetzung in Regensburg

Seit 2018 bin ich als Klinikseelsorger an der Uni-Klinik in Regensburg tätig. Hier darf ich jährlich die Trost-Weihnacht
am 26.12. um 16 Uhr beginnend in der Pfarrkirche St. Franziskus in Burgweinting anbieten.

Flyer zur Trost-Weihnacht


Die Trost-Weihnacht am 26.12.2020 um 16 Uhr in Burgweinting fäll wegen Corona aus.

Anhang

Anmerkungen

  1. Bis 1994 mit weniger als 1.000 Gramm, seither mit weniger als 500 Gramm tot geborene Kinder.
  2. In den Jahren 2003 bis 2012 führte ich unter Frauen, deren Kind während der Schwangerschaft starb, eine Online-Umfrage durch. Die Daten dieser Antworten veröffentlichte ich Ende 2012 in der Buchreihe "Stillgeburt".
    Dazu kam in den Jahren 2006 bis 2012 eine Online-Umfrage unter Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch (SSA) durchführen ließen. Die Antworten veröffentlichte ich Ende 2012 in der Buchreihe "Abbruch".
    Zwischenergebnisse unter verwaisten Müttern, deren Kind während der Schwangerschaft starb, zeigten mir, dass nach dem Todestag ihres Kindes und der Geburtstag ihres toten Kindes, Weihnachten mit Abstand allen anderen Terminen gegenüber (auch gegenüber dem errechneten Geburtstermin (ET)) als besonders schmerzlich erlebt wird.
    Damit ist der Nachweis erbracht, dass auch verwaiste Mütter an Weihnachten in besonderer Weise um ihr verstorbenes Kind trauern.
    Die ersten Auswertungen der Online-Umfrage zeigte mir auf, auf was es beim Trösten ankommt. Von was gelassen werden sollte und was beim Trösten wichtig ist. Dies fand im Herbst 2009 Eingang in das Buch "Trösten - aber wie?" (Pustet), das seit 2012 in 2. Auflage erhältlich ist.
  3. Diese Trost-Gottesdienste wurden im Herbst 2010 im liturgischen Handbuch "Trauerfeiern beim Tod von Kindern" (Pustet) veröffentlicht. Eine Form davon ist die Trost-Weihnacht.
    Ich danke dem Pustet-Verlag für die Erlaubnis, dass ich die Texte der Trost-Weihnacht öffentlich ins Internet stellen kann. Damit können sie weltweit heruntergeladen und frei verwendet werden.
    Jahr für Jahr soll dieser Bereich ergänzt und erweitert werden. Das Grundmodell der Trost-Weihnacht mit den einzelnen Stationen bleibt jedoch erhalten.
  4. "Trauernde Eltern" ist ein sehr dehnbarer Begriff. Ich verstehe ihn sehr weit gefasst. Für mich gehören mit hinzu:
    • Eltern, deren Kind während der Schwangerschaft starb.
    • Eltern, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden haben. - siehe: a)
    • Eltern, deren Kind während der Geburt verstarb.
    • Eltern, deren Kind nach der Geburt verstarb.
    • Eltern, deren Kind als Erwachsener verstarb.
    Sie alle sind Eltern eines verstorbenen Kindes oder gar mehrerer verstorbener Kinder. Der Volksmund sagt:
    Eltern sollten nie in das Grab ihrer Kinder blicken müssen.
    Dennoch geschieht es immer wieder - leider.

    a) Auch Eltern, die einen Schwangerschaftsabbruch (SSA) durchführen ließen, trauern um ihr verstorbenes Kind. Dies kann ich aus den Antworten der von mir durchgeführten Online-Umfragen unter Frauen mit SSA belegen. - Auch für Eltern mit SSA sind diese Trost-Gottesdienste eine ideale Gelegenheit, um über ihr verstorbenes Kind zu trauern.
    1. Lange Zeit überlegte ich gemeinsam mit Frauen der Beratungsstellen, wie ein Gottesdienst für Frauen mit SSA angeboten werden könnte. Alle Überlegungen scheiterten an der nicht einzuhaltenden Anonymität. - Zum Trost-Gottesdienst für trauernde Eltern können jedoch auch Eltern mit SSA kommen, ohne ihre Anonymität als Eltern mit SSA aufgeben zu müssen. Sie trauern einfach als Eltern, deren Kind während der Schwangerschaft verstarb. Niemand fragt sie nach der Todesursache oder nach näheren Umständen.
    2. Einige Stationen sind eigens für die Eltern mit SSA in den Trost-Gottesdienst mit aufgenommen worden, so z.B. das Abwaschen von Belastendem.
      Vorsicht vor Fehlinterpretationen: rund 2/3 der Frauen, deren Kind auf natürliche Weise starb, fühlen sich am Tod ihres Kindes schuldig. Bei ihnen liegt jedoch keine objektiv erkennbare Schuld vor.
  5. Trauernde sind nicht nur Menschen, die um einen nahestehenden verstorbenen Menschen trauern. Trauernde sind auch:
    • Wo Partnerschaften und Freundschaften zerbrochen sind.
    • Wo ein Lebenstraum nicht in Erfüllung ging.
    • Wer sonst ein schweres Schicksal erlitten hat.
    Sie alle sind zu dieser Trost-Weihnacht eingeladen.

Einzelnachweise