Gott und der KVV
Zunächst will ich festhalten:
Ich will auch, dass Schwarzfahrer ermittelt und bestraft werden.
Die Chronologie
Fahrt am 03.04.2017
Am 03.04.2017 wurde ich ohne gültigen Fahrausweis angetroffen. Ich erklärte dem Kontrolleur kurz die Situation, aber das interessierte ihn nicht. Er wollte 60 Euro von mir. Da ich so viel Geld nicht bei mir hatte, hatte ich meine Personalien anzugeben.
Hierzu will ich zweierlei anmerken:
- Mir fiel sofort der harte Ton des Kontrolleurs auf.
- Es geht das Gerücht um, dass die Kontrolleure für jeden entdeckten Schwarzfahrer eine Prämie erhält. Dies kann zu solch hartem Ton führen.
Schreiben vom 03.04.2017
Noch am 03.04.2017 schrieb ich diese Nachricht an die entsprechende Stelle:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich wurde heute gegen 10:30 Uhr in der S-Bahn von Bruchsal nach Karlsruhe mit einer nicht abgestempelten 4-er-Karte angetroffen. Vor dem Einsteigen habe ich sie nicht abgestempelt. Nach dem Einsteigen sah ich keinen Stempelautomaten. Damit hatte ich bei der Fahrscheinkontrolle keine gültige Fahrkarte.
Ich habe eine Bahn-Card 50% und benutze daher nie 4-er-Karten, sondern immer Fahrkarten aus dem Automaten. Doch heute war ich zu einem Vortag in das Landratsamt eingeladen. Hierzu erhielt ich von Claudia Müller diese 4-er-Karte (siehe unten mein Text des E-Mails vom 27.03.2017).
Es war mein Versäumnis, die Karte nicht vor dem Einsteigen abzustempeln. Mir lag es fern, schwarz zu fahren, da ich ja eine Fahrkarte hatte.
Bei meiner heutigen Rückfahrt von Karlsruhe nach Bruchsal hatte ich in dem einen Wagen der Straßenbahn gleich zwei Stempelautomaten. Wäre ich am Vormittag in solch einen Wagen eingestiegen, hätte ich abstempeln können. So aber fuhr ich ohne gültigen Fahrausweis.
Seit September 1999 wohne ich in Bruchsal. Von September 1999 bis September 2014 war ich Klinikseelsorger in Karlsruhe. Nie war ich ohne gültigen Fahrausweis unterwegs.
Seit es auf 4-er-Karte mit Bahncard keine Verbilligung gibt, fahre ich nur noch mit einzelnen Karten. Ich habe daher mit den 4-er-Karten keine Übung mehr. Ich war es jedoch von damals gewohnt, die Karte in der S-Bahn abzustempeln.
Ich leite Ihnen gerne das E-Mail an Claudia Müller als Beleg dafür weiter (jetzt hänge ich Ihnen nur den ScreenShot des E-Mails an dieses Schreiben an) oder lasse mir vom Landratsamt eine Bestätigung geben, dass ich von denen eine 4-er-Karte erhalten hatte.
Angesichts der Gesamtsituation bitte ich daher, von einer Strafe abzusehen.
Mit freundlichen Grüßen,
P. Klaus Schäfer SAC
Mein E-Mail vom 27.03.2017
Liebe Claudia,
ich gehe davon aus, dass Du wieder aus dem Urlaub zurück bist und dass der Urlaub schön und erholsam war.
Die Fahrkarte für kommende Woche, Montag:
Wenn Du keine hast, würde ich eine kaufen (3,20 €) und diese vorlegen. Ihr bräuchtet dann nur 6,40 € bezahlen.
Wenn Ihr für mich jedoch schon eine Fahrkarte gekauft habt und die nicht andersweitig verwenden könnt, sollte ich diese bis Sonntag irgendwie entgegennehmen. Wie machen wir das?
Außer Montag bis Mittwoch habe ich abends keine Zeit.
Mit lieben Grüßen,
Klaus
Antwort der Fahrpreisnacherhebungsstelle vom 19.04.2017
Die Antwort der Fahrpreisnacherhebungsstelle vom 19.04.2017 erhielt ich postalisch zugestellt (siehe Anhang). Es lautet:
Sehr geehrter Herr Schäfer,
vielen Dank für Ihr Schreiben.
Sieh hatten keine entwertete Fahrkarte. Deshalb musste die Kollegin oder der Kollege eine Fahrpreisnacherhebung schreiben.
Jeder Fahrgast, der während der Fahrt ohne ein gültiges Ticket aufgetroffen wird, hat nach den tariflichen Bestimmungen ein erhöhtes Beförderungsentgeld zu zahlen. Der Tarif macht dabei keinen Unterschied, ob Sie vorsätzlich oder unbewusst ohne gültigen Fahrausweis zusteigen.
Überweisen Sie bitte 60,00 Euro bis 03.05.2017 an:
Empfänger: DB Vertrieb GmbH
Geldinstitut: COMMERZBANK Baden-Baden
Verwendungszweck: 4017250309686
IBAN: DE02 6624 0002 0115 5076 00
Wir wünschen Ihnen für die Zukunft eine gute Fahrt!
Mit freundlichen Grüßen
DB Vertrieb GmbH
Fahrpreisnacherhebung[Anm. 1]
Anfrage an den KVV am 25.04.2017
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe seit Jahren eine Bahncard 50% und fahre, seit es die 4-er-Karte nicht mehr mit Bahncard-Vergünstigung gibt, mit Einzelkarten zwischen Bruchsal und Karlsruhe.
Zu einem Referat in Karlsruhe (Landratsamt) erhielt ich eine 4-er-Karte, stieg jedoch unabgestempelt in die Straßenbahn und sah, dass dort kein Stempelautomat ist. Schon wurde ich kontrolliert und hatte keinen "gültigen Fahrausweis". Man wollte dafür 60 Euro. Ich erhob Einspruch (siehe E-Mail vom 3.4.2017) und erhielt als Antwort:
"Der Tarif macht dabei keinen Unterschied, ob Sie vorsätzlich oder unbewusst ohne gültigen Fahrausweis zustiegen."
Der KVV betreibt in seinem Verbundnetz drei verschiedene Straßenbahnen:
- Es gibt Straßenbahnen mit Fahrscheinautomaten.
- Es gibt Straßenbahnen mit Stempelautomaten.
- Es gibt Straßenbahnen ohne Stempelautomaten und ohne Fahrscheinautoamten.
Meine Frage:
Wenn in einer Straßenbahn zwar ein Fahrkartenautomat ist, dieser aber nicht funktioniert und ich bei einer Kontrolle daher ohne "gültigen Fahrausweis" angetroffen werde, muss ich dann auch 60 Euro bezahlen?
Über eine entsprechende Antwort würde ich mich sehr freuen.
--
Mit freundlichen Grüßen,
P. Klaus Schäfer SAC
Nachfrage an den KVV am 28.05.2017
Sehr geehrte Damen und Herren der KVV,
am 25.04. und 03.05 stellte ich eine Anfrage, die bis heute unbeantwortet blieb. Ich rufe mich daher heute in Erinnerung.
Meine Anfrage lautet:
Wenn in einer Straßenbahn zwar ein Fahrkartenautomat ist, dieser aber nicht funktioniert und ich bei einer Kontrolle daher ohne "gültigen Fahrausweis" angetroffen werde, muss ich dann auch 60 Euro bezahlen?
Über eine entsprechende Antwort würde ich mich sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen,
P. Klaus Schäfer SAC
Antwort des KVV vom 29.05.2017
Sehr geehrter Herr Schäfer,
wir werden im Bedarfsfall die jeweilige Störung am Fahrkartenautomat
über das System überprüfen und im Einzelfall über das erhöhte
Beförderungsentgelt in Höhe von EUR 60,00 oder über eine Kulanz
entscheiden.
Mit freundlichen Grüßen
...
Abt.: V5-KU3 - Personal und Verwaltung | Kundenbetreuung | Erhöhtes
Beförderungsentgelt
mein Leserbrief vom 12.08.2017
Gott und die KVV
Gott und die KVV haben Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede. Beide enden mit doppelten Buchstaben. Beide besitzen eine Dreifaltigkeit, bei Gott ist es Vater, Sohn und Hl. Geist. Bei der KVV sind es Waggons mit Fahrkartenautomaten, mit Stempelautomaten und ohne diese. Wenn jemand ohne Fahrkarte angetroffen wird, weil der Fahrkartenautomat eine Störung hat, wird „das System überprüft und im Einzelfall über das erhöhte Beförderungsentgelt in Höhe von EUR 60,00 oder über eine Kulanz entschieden“, so die Auskunft der KVV. Wer mit ungestempelter 4er-Karte in eine S-Bahn ohne Stempelautomaten einsteigt, hat bei einer Kontrolle Pech. Es sind dann ohne Kulanz 60 Euro fällig, so meine Erfahrung.
Warum die KVV drei Versionen von S-Bahnen betreibt, ist nicht nachvollziehbar, da man beim Betreten der S-Bahn immer einen gültigen Fahrausweis benötigt, um nicht Gefahr zu laufen, als Schwarzfahrer zu enden. S-Bahnen mit Stempelautomat und Fahrkartenautomat sind daher überflüssig. Es entsteht somit der Eindruck, dass dies verwirren und bewusst „Schwarzfahrer“ produzieren soll.
Der Unterschied zwischen Gott und der KVV besteht darin: Gott vergibt, die KVV nicht.
Entwicklung
Am 14.08.2017 erhielt ich von einem Mitglied des Fahrgastbeirates im KVV per E-Mail die Einladung, den Sachverhalt an den Fahrgastbeirat des KVV zu schreiben. Dieser Bitte entsprach ich mit o.g. Informationen.
Ich bin gespannt, wie der KVV mit dieser Situation umgeht.
Anhang
Anmerkungen
- ↑ Der Satz "Wir wünschen Ihnen für die Zukunft eine gute Fahrt!" mag zwar gut gemein sein, kommt jedoch bei mir in diesem Zusammenhang wie Hohn an. Daher sollte dieser Satz durch einen anderen ersetzt, oder noch besser, ersatzlos gestrichen werden.
Um weiteren Ärger und Kosten zu vermeiden, zahlte ich die 60 Euro, erkannte jedoch damit keine Schuld ein, wenngleich dies in der dt. Justiz so ausgelegt wird.
Da der KVV die S-Bahnen unterschiedlich bestückt, läuft man daher Gefahr, keine abgestempelte 4er-Karte zu besitzen, wenn man sie nicht vor Betreten der S-Bahn entwertet. Wozu dann S-Bahnen mit Stempelautomaten? Meine Deutung auf dem Hintergrund meiner gemachten Erfahrung: Man produziert damit (absichtlich?) "Schwarzfahrer". Ähnlich ist es mit Automaten, wenn diese in der S-Bahn nicht funktionieren.
Mein Groll über diesen Zustand führte am 25.04.2017 zu einer Anfrage an den KVV.